Collage: ein junger Mann steht vornübergebeugt und schaut in die Kamera. Er lächelt verschmitzt. Seinen Hintern hält er ebenfalls in die Kamera. Eine Überschrift: Blog Nummer 2 sowie eine Streichholzschachtel und einzelne Streichhölzer umgeben den Mann (illustriert).

Stell dir vor, du bekommst eine Diagnose. Oder du musst dir das gar nicht vorstellen. Vielleicht weisst du genau, wie es sich anfühlt, wenn dein altes Leben schlagartig von Symptomen, Medikamentenplänen und Arztterminen übernommen wird. Während du innerlich noch versuchst, die Scherben deines Weltbilds zusammenzukehren, stehen sie plötzlich da – ohne wirklich da zu sein –, aber mit unzähligen Ratschlägen im Gepäck: die Gassi-Bekanntschaften, die weniger brillanten Schulfreunde von 1993 und natürlich die spirituelle Mutti aus dem Kindergarten. Vielleicht denken jetzt einige: Ach, ein gut gemeinter Tipp ist doch nichts Schlimmes. Stimmt. Solange er tatsächlich gut gemeint ist und Grenzen respektiert, nehme ich ihn gern an.

Was ich meine, sind diejenigen, die auf Grundlage von TikTok-Weisheiten und YouTube-Seminaren plötzlich meinen, sie hätten deine Biografie und Krankengeschichte binnen zehn Minuten analysiert. Sie erklären dir daraufhin, dass du geheilt werden kannst – aber nur, sofern du deine Medikamente wegschmeisst und unter keinen Umständen mehr auf deinen Arzt hörst, der mit dir sowieso nur Geld verdienen will. Gleich danach bieten sie dir dann teilweise auch noch ein natürliches Heilmittel zum Spezialpreis an. Deine Krankheit ist ihre Bühne, wo sie auf deine Kosten ihr Selbstwertgefühl steigern. Es geht hierbei nämlich nicht um echte Anteilnahme, sondern um eine billige Form der Selbstinszenierung.

Wie also damit umgehen? Ich nickte jeweils, lächelte und schluckte herunter, was mir an Unverblümtheit entgegenschlagen ist. Manchmal kamen mir danach auch die Tränen und ich fühlte mich benutzt. Aber das hat sich schlagartig geändert – und zwar dank einer wahren Geschichte, die mich tagelang zum Grinsen brachte und in mir die Rebellin hervorrief.

Du möchtest die Geschichte hören? Stell dir einen cholerischen Nachbarn vor, der in einem familiären Wohnquartier jedes Mal lautstark ausrastet, wenn nur schon die Nachbarskatze über den Rasen vor seinem Gartensitzplatz stolziert. Was an dieser Stelle jedoch noch erwähnt werden muss, ist der Fakt, dass die Wiese nicht zu einer bestimmten Wohnung gehört, sondern allen Mietern zur Verfügung steht. 

Und jetzt stell ihn dir vor, wie er wohl explodierte, als eine Gruppe Jungs über «seinen» perfekten Rasen rannte. Als dies eines Tages geschah, legte er los mit seiner immer gleichen Schimpftirade, dass man den Jungs dringend den Popo versohlen sollte. Die Jungs liessen sich davon nicht beeindrucken, denn diese Ausbrüche gehören zum täglichen Quartiergeschehen wie das Amen in der Kirche. Stattdessen zogen sie wie auf Kommando gleichzeitig die Hosen runter und präsentieren dem inzwischen schäumenden Herrn ihren blanken Hintern. Und dann das Highlight: Einer der Jungs kramte ein Feuerzeug hervor und liess einen prächtigen Furz in Flammen aufgehen. 

Diese Geschichte wurde zu meiner persönlichen Inspiration. Dank ihr erwachte in mir eine lang vermisste freche Art, die sich sofort wieder dazu bereit erklärte, mir die Hand zu reichen. Ich nahm dankend an. Statt mich weiterhin zu verbiegen oder kleinzumachen, antworte ich heute mit einer gehörigen Portion Humor und Frechheit: «Ich würde dir gerne weiter zuhören, aber komischerweise muss ich bei solchen Gesprächen immer an einen brennenden Furz denken. Hab einen schönen Tag!» 

Ja, ich weiss, man könnte sich auch weniger frech verabschieden. Aber nach zehn Jahren Expertise weiss ich: Eine Portion Frechheit wird oft viel schneller verstanden – während höfliches Grenzen ziehen unzählige Male wiederholt werden muss (und manchmal trotzdem nichts bringt). Interessanterweise passiert es sogar, dass mein Gegenüber in mein Grinsen miteinsteigt und kleinlaut gesteht, dass sein Ratschlag wohl nicht angebracht war. Manchmal bewirken brennende Fürze eben mehr, als man denken würde – nur nicht bei dem einen Nachbarn. Der bleibt hitzebeständig.

Bleibt gesund ;) Eure Silvia

Schon gespannt, wie’s weitergeht?

Silvia Jauch schreibt jetzt regelmässig für RoB – alle drei Wochen gibt’s neue Geschichten mitten aus ihrem Leben: ehrlich, humorvoll und mit einer Prise Chaos.

Verpasse keinen Beitrag – folge uns auf Instagram, LinkedIn und Facebook und schau regelmässig auf unserer Webseite vorbei!