Auf dem Bild ist die Hand einer Person zu sehen, die vor dem Bundeshaus in Bern steht und einen grossen, symbolischen Schlüssel aus Pappe in die Höhe hält. Der Schlüssel ist goldfarben und wirkt handgefertigt. Im Hintergrund erhebt sich das imposante Gebäude des Bundeshauses mit seiner markanten grünen Kuppel und klassizistischer Architektur. Die Sonne scheint hell und erzeugt eine kraftvolle, hoffnungsvolle Atmosphäre. Der Schlüssel steht sinnbildlich für den „Schlüssel zur Inklusion“ – ein Symbol für den Zugang zu Gleichstellung und Teilhabe. Das Bild vermittelt den Eindruck einer politischen Aktion.

Menschen mit Behinderungen übergaben am 12. Juni Parlamentarier:innen den Schlüssel zur Inklusion. Bildnachweis: Monique Wittwer.

Platsch. Platsch. Platsch. Wie das Ticken einer Uhr schlägt das Wasser des Springbrunnens auf den Bundesplatz auf. Sekunde um Sekunde verstreicht und verdeutlicht das lange Warten, bis der Schweigeprotest an der Aktion «Schlüsselmoment Inklusion» des Vereins für eine inklusive Schweiz endet.

Lange Warten - das müssen Menschen mit Behinderungen auch, wenn es um Inklusion geht. Denn echte Teilhabe und Gleichstellung ist für sie noch immer ein leeres Versprechen. Das soll eigentlich nun die Inklusions-Initiative regeln. Doch der Bundesrat hat einen indirekten Gegenvorschlag angekündigt, den er noch im Juni präsentieren will. Ein entscheidender Moment also, wenn die Schweiz endlich einen Schritt nach vorne machen will.

«Seit ich aufgrund meines Bandscheibenvorfalls selbst im Rollstuhl sitze, will ich mich mehr für die Inklusion einsetzen.»

Bruno Pärli, Selbstvertreter

Um auf diesen Schlüsselmoment aufmerksam zu machen und Parlamentarier:innen für diese entscheidende Phase wachzurütteln, hat der Verein für eine inklusive Schweiz am vergangenen Donnerstag eine Aktion organisiert. Mittels Manifest «Schlüssel zur Inklusion» haben Menschen mit Behinderungen zentrale Forderungen zusammengefasst. So wollen sie etwa die Abschaffung diskriminierender Begriffe wie Invalide, mehr Selbstbestimmung beim Wohnen oder Strategien und Kontrollmechanismen zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention auf nationaler und kantonaler Ebene sowie auf Ebene der Gemeinden.

Startschuss für den Weckruf

Eine Stunde zuvor, wenige Meter vom Bundesplatz entfernt: Immer mehr Menschen mit und ohne Behinderungen trudeln pünktlich um 10 Uhr auf dem Vorplatz des Progrs, dem Zentrum für Kulturproduktion, ein. Mit Sonnencreme im Gepäck und Transparent unter dem Arm grüssen sie sich oder winken einander von weitem zu – ein Fest des Wiedersehens, aber auch der Verbundenheit durch die gemeinsamen Anliegen. Unter den altbekannten Gesichtern befinden sich aber auch Menschen, die das erste Mal an einer Aktion der Inklusions-Initiative mit dabei sind. So auch Bruno Pärli. Erst vor Kurzem hat er von der Inklusions-Initiative erfahren. «Seit ich aufgrund meines Bandscheibenvorfalls selbst im Rollstuhl sitze, will ich mich mehr für die Inklusion einsetzen», sagt Pärli. 

Auf dem Innenhof des Progrs wird es langsam ruhig. Während hinten Menschen ihre Parolen auf Kartons malen, erklärt vorne die Geschäftsführerin Iris Hartmann den Ablauf der Aktion. Auch die beiden Rollstuhlfahrer:innen Sina Eggimann und Maud Theler richten ihr Wort an die Zuhörer:innen. Sie bekräftigen: Jetzt ist der Schlüsselmoment für die Inklusion. Für ein Gesetz, dass für die nächsten Jahrzehnte über die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen entscheiden wird. Einige Anliegen sind besonders präsent, so meint Sina Eggimann: «Wir brauchen mehr Geld für Menschen, nicht für Heime.»

«Wir sind alle Teil der Inklusion.»

Marion Hermann, Helfer:in

Nach den bestärkenden Worten und Anweisungen kann nun der Marsch zum Bundesplatz losgehen. Ein wichtiger Moment für den Austausch. Hier erzählt man vom neuen inklusiven Café, das gerade in Bümpliz entsteht. Dort spricht man über ein Treffen, bei dem sich junge, politikinteressierte Menschen mit Behinderungen anschliessen können. Die Stimmung ist friedlich, ein familiäres Gefühl ist durchgehend spürbar. Denn die Forderung nach mehr Teilhabe verbindet.

Dieses Bild zeigt eine grosse inklusive Kundgebung auf dem Bundesplatz in Bern, direkt vor dem Bundeshaus. Zahlreiche Menschen – viele davon im Rollstuhl – versammeln sich gemeinsam und halten Schilder, Plakate und symbolische Schlüssel in die Höhe. Die Botschaften auf den Plakaten machen deutlich: Es geht um Inklusion, Gleichstellung und politische Teilhabe. Die Stimmung ist friedlich, aber bestimmt – die Teilnehmenden setzen ein starkes Zeichen für die Inklusions-Initiative. Im Hintergrund ist das Bundeshaus mit seiner markanten Kuppel und der Inschrift Curia Confoederationis Helveticae klar zu erkennen. Die Schweizer Flagge ist gut sichtbar. Die Sonne scheint, und das Bild vermittelt den Eindruck von Zusammenhalt, Engagement und einem kollektiven Ruf nach Veränderung.

Unzählige Menschen haben sich auf dem Bundesplatz versammelt, um für echte Gleichstellung und Teilhabe einzustehen. Bildnachweis: Monique Wittwer.

Ein Engagement für die Gesellschaft

«Wir sind alle Teil der Inklusion», prangt auf einem grossen Transparent. Dieser Satz fasst Marion Hermanns Haltung zusammen: «Es ist wichtig, dass man alle Menschen mitdenkt und nicht nur in sein eigenes Gärtchen schaut.» Seit rund einem Jahr ist Hermann als Helfer:in an den Anlässen der Inklusions-Initiative dabei. Beim ersten Kontakt mit der Initiative sei Marion Hermann bewusst geworden, wie unterschiedlich Privilegien in unserer Gesellschaft verteilt sind. Bei solchen Aktionen dabei zu sein, sei Marion Hermann deshalb ein Anliegen: «Ich solidarisiere mich mit Menschen per se. Inklusion steht zuoberst, wenn es um eine solche Gesellschaft geht, wie ich sie mir wünsche.»

«Wir brauchen mehr Geld für Menschen, nicht für Heime.»

Sina Eggimann, Selbstvertreterin

Auf dem Bundesplatz angekommen, folgt der Schweigeprotest. Ein symbolischer Akt dafür, dass Menschen mit Behinderungen noch immer nicht mitreden dürfen, wenn es um die Inklusionspolitik geht. Dann wird der Schlüssel zur Inklusion übergeben. Wortwörtlich, denn Marianne Plüss, eine der Selbstvertreterinnen, die das Manifest überreichen, hält einen überdimensionalen goldenen Schlüssel aus Styropor in der Hand. «Bitte nehmen Sie diesen Schlüssel nicht nur entgegen – sondern öffnen Sie mit uns die Tür zu echter Inklusion», fordert sie von den Parlamentarier:innen, denen sie das Manifest übergibt. Für Plüss ein besonderer Moment: «Ich fühle mich stolz, von den Mitstreiter:innen getragen und einen Moment mit den Politiker:innen auf Augenhöhe zu sein.»

Bereit für den Wandel

Nun hat es die Politik in der Hand, in den kommenden Wochen ein fortschrittliches und menschenrechtsbasiertes Inklusionsgesetz zu präsentieren. Die Forderungen an die Politiker:innen sind klar und einstimmig. «Ich hoffe, dass wir anerkannt werden und nicht wieder aufs Abstellgleis kommen», betont Pärli und bringt damit die Sorge vieler auf den Punkt. Marion Herrmann ergänzt: «Sie wissen, was sie – und wir als Gesellschaft – zu tun haben. Jetzt müssen sie es einfach nur noch machen.» Auch Plüss appelliert an die Verantwortung der Parlamentarier:innen: «Ich hoffe sehr, dass sie das Manifest und die Stimmung auf dem Bundesplatz auf möglichst viele Kolleg:innen übertragen und unsere Anliegen endlich ernst nehmen.» In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob ihre Forderungen im Parlament auf Gehör gestossen sind.

Manifest «Schlüssel zur Inklusion»: Jetzt unterzeichnen!

Der Bundesrat wird voraussichtlich im Juni seinen Gegenvorschlag zur Inklusions-Initiative präsentieren. Jetzt ist der Moment, ein klares Zeichen zu setzen: Unterschreib das Manifest Schlüssel zur Inklusion – für echte Gleichstellung und gelebte Inklusion!

Link zur Unterschriftensammlung